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trailer world Ausgabe Zwei 2009

    Ausgabe Zwei 2009  29 Portrait Als Carsten Hemme als Disponent bei Paneuropa in Vechta anfing, war er ge- rade 23 Jahre jung. In der Spedition arbei- teten fünf Angestellte. 25 Fahrer saßen auf dem Bock. Und Hemme gab Gas. Mit 26 war der gelernte Speditionskaufmann Geschäfts- führer. Da beschäftigte die Firma schon 50 Mitarbeiter und 65 Frachtführer, und der Geschäftsführer wurde ein Jahr später zum Mitgesellschafter. Heute ist Carsten Hemme 36 Jahre alt. Paneuropa hat inzwischen die Spedition Rösch übernommen, in Paneur- opa-Rösch umfirmiert, hat rund 100 eigene Mitarbeiter und weitere 100 bei regelmäßig eingesetzten Unternehmern unter Vertrag, besitzt eine Flotte von etwa 60 Zugfahrzeu- gen sowie 800 Wechselbrücken und Trailer. Wenn man den umtriebigen Niedersachsen nach seinem Erfolgsgeheimnis befragt, reicht ihm ein Wort: Kombiverkehr. Kombiverkehr? Diese umständlichen Transporte, bei denen eine Komplettladung erst zu einem Bahnhof getruckt, auf einen Zug geladen, zu einem anderen Bahnhof ge- fahren, dort wieder umgeladen und dann endlich zum Empfänger getruckt wird? Diese Transporte, bei denen man also Umwege in Kauf nimmt und auf Zugabfahrten angewie- sen ist, anstatt direkt von A nach B zu fahren, wenn die Sendung fertig ist? „Genau die“, lacht Hemme und setzt noch einen drauf: „Das sind die Transporte, bei denen Sie es häufig mit unflexiblen Bahngesellschaften und Unpünktlichkeit zu tun haben.“ Hört sich nicht nach einem einfachen Er- folgsmodell an. Und tatsächlich: Bis Hem- me diese Transportmethode, die in offizi- ellem Bahndeutsch „Kombinierter Verkehr Schiene-Straße“ heißt, als sein Erfolgsrezept erkannte, brauchte er sechs Jahre. Und er muss­te zu seinem Glück gezwungen wer- den. „Bis 2002 sind wir nur auf der Straße gefahren und haben ein bisschen Rola ge- macht“, gesteht Hemme. „Erst danach kam ein Kunde mit der Anforderung auf uns zu, und wir sind eingestiegen.“ Die Rollende Landstraße, kurz Rola, gilt mancherorts noch immer als Einstiegsdroge in den Kombinierten Verkehr. Trucker, die ihre kompletten Lkw wie in einem Autoreise- zug auf spezielle Eisenbahnwaggons fahren, lernen den Bahntransport kennen. Die Fah- rer hausen in einem angehängten Personen- waggon. Die Reisezeit gilt als Ruhezeit. Vor allem österreichische Politiker rühmen sich, dass sie mit Rolas Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern. Aber sie verschweigen, dass sie diese Transporte jährlich mit Milli- onen von Euro subventionieren und dabei deutlich weniger Verkehre verlagern, als es mit anderen Methoden möglich wäre. Denn Rolas sind unwirtschaftlich. Sowohl für die Schiene wie für die Straße. Auf der Schiene werden für eine Rola teure und schwere Spezialwaggons gebraucht. Weil der gesamte Lkw auf dem Zug transportiert wird, ist die Totlast hoch und die Nutzlast gering. Der sogenannte Unbegleitete Kom- binierte Verkehr (UKV) schneidet deutlich besser ab. Weil dabei nur die Sattelauflieger, Wechselbrücken oder Container auf Schie- nentragwagen verladen werden, nicht aber die Motorwagen, sind weitaus mehr Lade- einheiten pro Zug möglich. Damit liegen die Transportkosten pro Ladeeinheit Erfolgsrezept Kombinierter Verkehr Sechs Jahre brauchte Spediteur Carsten Hemme, bis er die Chancen der Transportverlagerung von der Straße auf die Schiene für sich entdeckte. Heute fährt er zu 80 Prozent kombiniert – und will noch mehr. Kein einfaches Erfolgsmodell „UKV“ versus „Rola“ Foto:KombiverkehrGmbH&CoKG

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