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trailer world Ausgabe Eins 2008

Indien Ausgabe Eins 2008 29 Tatsächlich hat man bereits im vergange- nen Jahrzehnt damit begonnen, in die Infra- struktur zu investieren. Daher verwundert es nicht, dass die Spotpreise für Eisenerz und Kokskohle in den vergangenen sechs Mo- naten mindestens dreimal gestiegen sind. Begünstigt wird dies durch den beachtlichen Stahlim- port Chinas, zusätzlich zu den großen Men- gen, die das Land selbst produziert. Aktuell liegt der Pro-Kopf- Verbrauch an Stahl in Indien pro Jahr bei 40 kg. Dagegen liegt dieser Wert in China bei 250 kg und in den wirtschaftlich entwi- ckelten Ländern bei 350 kg (weltwei- ter Durchschnitt: 140 kg). Es liegt auf der Hand, dass der Anspruch Indiens, eine Weltwirtschaftsmacht zu werden, eine Steige- rung des Pro-Kopf-Verbrauchs an Stahl mit sich bringen wird. Und während sich in wirt- schaftlich bereits aufgestiegenen Länder wie Südafrika und Brasilien der Pro-Kopf-Ver- brauch an Stahl nur auf rund 100 kg erhöht hat, ist zu erwarten, dass Indien mindestens diese Marke bald überschreiten muss. Die meisten Analysten rechnen damit, dass dies noch vor 2012 eintreten wird. Dar- aus erklärt sich die Prognose, dass Indiens Stahlproduktion in fünf Jahren die 100-Mil- lionen-Tonnen-Grenze überschritten haben wird. Diese Entwicklung verspricht große Gewinne für Stahlhersteller und Händler so- wie für die Logistikbranche. Und der Aufbau von Infrastruktur sowie die steigende Nach- frage nach Fahrzeugen und anderen Ge- brauchsgütern beteiligt auch die Stahlverar- beiter. Stahl hat plötzlich mehr Sexappeal als je zuvor. (rnb)  Die Produktion von nur einer Tonne Roheisen verlangt den Transport von 8 bis 9 Tonnen an Rohstoffen und Vorprodukten (z. B. Erz und Kohle in unterschied- lichen Aufbereitungsstufen). Allein Tata Steel – mit einer Produktionskapazität von 5 Mio. Tonnen Indiens wichtigster Stahl- erzeuger – erfährt eine tägliche Bewegung von 600 bis 700 Lkw, die die Werke mit Rohstoffen anfahren und wieder verlassen. Und dies zusätzlich zu den ca. 400 Bahnwaggons, die täglich ein und aus fahren. Hochgerech- net auf die gesamte Eisen- und Stahlproduktion des Landes von rund 53 Mio. Tonnen sind das an die 12.000 Lkw und 8.000 Waggons pro Tag. Diese Zahl soll sich bis 2012 verdoppeln – und sie bezieht sich nur auf die Stahlbranche. Die meisten und größten Stahlwerke haben ihren Sitz im Osten des Landes, wo es die größten Eisenerz- und Kohlevor- kommen gibt. Die in Handel und Industrie am meisten entwickel- ten Regionen Indiens befinden sich jedoch entlang der west- lichen Küste und im Süden, die großen Autohersteller wie Maruti Susuki, Eicher Motors oder Hero Honda in den nördlichen Regi- onen. So muss ein Großteil des im Osten erzeugten oder an der Westküste importierten Stahls bis in den Norden transportiert werden und legt im Durchschnitt ein Strecke von 1.200 bis 1.500 km zurück (im Vergleich zu 500 bis 600 Kilometer in Europa). Die Transportwege gehören damit zu den längsten weltweit. Schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass aufgrund der vie- len bundesstaatlichen Zoll- und Kontrollpunkte Lkw in Indien im Vergleich zu entwickelten Län- dern fünf bis zehn Tage länger für eine bestimmte Strecke be- nötigen. Das bedeutet, dass Indi- en einen höheren Kapitalaufwand hat, als irgendein anderes Land auf der Welt, der sich nur durch niedrige Löhne und geringere Übernachtungskosten entlang der Verkehrswege relativiert. Stahllogistik Ausgabe Eins 2008 29 Guwahati Silchar Mehr Sexappeal als je zuvor Gautam Agarwal steckt das Geld, das seine Familie im Stahlgeschäft verdient hat, in den Bau von Immobilien. Illustration:Rentzsch

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