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trailer world Ausgabe Eins 2013

    Ausgabe Eins 2013  13 abreißen und nach dem Transport wieder aufbauen, damit der Tieflader überhaupt durchkam. Zudem mussten die örtlichen Elektrizitätswerke Techniker abstellen, die die Oberleitungen der Straßenbahn anho- ben, denn die Maschinenteile waren teilwei- se über fünf Meter hoch. „Wir haben fünf Nächte lang gearbeitet, um die Maschine zur Baustelle zu bekommen“, sagt Bozat. Auch Bauingenieur Selami Isik betrach- tet die Haltestelle in Sirkeci als die größte Herausforderung des gesamten Marma- ray-Projekts. Die zwei anderen neuen Sta- tionen unter der Erde wurden nach dem Cut-and-cover-Prinzip gebaut: Dabei wird ein riesiges Loch gegraben, die Station ein- gebaut und dann wieder abgedeckt. In Sir- keci war das wegen der engen Bebauung nicht möglich, dort mussten alle Maschi- nen und das Material über Schächte zur Baustelle geschafft werden, denn die Hal- testelle liegt 58 Meter tief unter der Erde. Hinzu kam, dass archäologische Funde für einige Jahre Verzögerung sorgten. Beim Bau der U-Bahn-Station in Yenika- pi auf der europäischen Seite wurde bei- spielsweise ein frühbyzantinischer Hafen aus dem 4. Jahrhundert nach Christus ge- funden. Ein spezielles Logistikkonzept existiert nach Aussage der Baufirma Taisei Group nicht. Allerdings nutzen die Ingenieure Flä- chen zur Lagerung in unmittelbarer Nähe der Baustellen. Außerdem stellen die betroffenen Bezirksregierungen der Stadt Lagerflächen und Lagerhäuser zur Verfügung. Öznakliyat verfügt in der Türkei über insgesamt 228.000 Quadratmeter Lagerfläche für Container, da- von allein 105.000 Quadratmeter in Istanbul. Das Unternehmen machte 2012 einen Umsatz von 20 Millionen US-Dollar und besitzt 150 eigene Lkw und Auflieger. Insgesamt trans- portierte Öznakliyat rund 50.000 Kubikmeter Material für das Marmaray-Projekt. Filiz Bozat war auch verantwortlich für die Rückführung von Teilen der Tunnel- bohrmaschinen, da diese wegen zollrecht- licher Bestimmungen nicht im Land bleiben durften. Seit einiger Zeit sind die Techniker mit dem Innenausbau der Haltestellen be- schäftigt. „In den vergangenen Monaten ha- ben wir Rolltreppen importiert“, erzählt Fi- liz Bozat. Am 30. September soll die Strecke offiziell eröffnet werden. Mit dem Marmaray-Projekt wird nur eine von vielen Großbaustellen abgeschlossen sein. Und die nächsten ziehen schon die Aufmerk- samkeit auf sich: Istanbul soll einen dritten Flughafen bekommen, und zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmara-Meer wird ein Kanal gebaut. Die Bauarbeiten für ei- nen weiteren Tunnel unter dem Bosporus ha- ben gerade begonnen. (sl) Eine Herausforderung war der Bau der Station in Sirkeci auf der histo- rischen Halbinsel Sultanahmet. Über Versorgungsschächte wurden alle Maschinen in knapp 60 Meter Tiefe hinuntergelassen (o. li.). Betonteile zur Auskleidung der Tunnelwände wurden von einer tür- kischen Firma produziert und dann zur Baustelle geliefert (o. re.).Die federführende Baufirma Taisei kommt regelmäßig zur Inspektion (Mitte). Auf der asiatischen Seite in Üsküdar fehlt unter anderem noch die elektrische Versorgung (u. li.). ka Das Marmaray-Projekt Das Marmaray-Projekt gehört zu den größten Infrastrukturprojekten Europas. Die Gesamtstrecke zwischen Halkali auf der europäischen Seite und Gebze auf der asiatischen Seite beläuft sich auf 76 Kilomenter, davon führen 1,4 Kilometer durch die vergrabenen Tunnelelemente auf dem Grund des Bosporus. Knapp 14 Kilometer mussten die Bauarbeiter durch die Erde bohren. Der Rest der Strecke verläuft oberirdisch.  Die Kosten für das Projekt betragen rund 3,5 Milliarden US-Dollar; die Europäische Investitionsbank und die Japan Bank for International Cooperation (JBIC)  haben das Projekt teilweise finanziert. Baubeginn war 2004, die Eröffnung des Tunnels ist für den 30. September 2013 vorgesehen. Die Kapazität eines Zuges liegt bei 3.500 Fahrgästen, das Passagieraufkommen ist auf 75.000 Menschen pro Stunde angelegt. Entlang der Strecke liegen 40 Stationen, drei von ihnen im Untergrund. Die Fahrzeit zwischen Üsküdar und Sirkeci beträgt künftig nur noch vier Minuten – heute sind es je nach Verkehrslage oder Verkehrsmittel (Bus, Auto oder Schiff) etwa 30 Minuten. Titel Ein zweiter Tunnel ist schon in Planung Fotos:AgataSkowronek

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