Rubrik 20 Ausgabe Zwei 2008 mit Aktuatorik und Kupplung. Mercedes verbaut dieses Grundele- ment zum Beispiel im Hybrid-Sprinter, platziert wird es raumspa- rend in einer Linie im Triebstrang zwischen Motor und Getriebe. Eine schon wesentlich komplettere Ausbaustufe war der Pro- totyp eines Nissan Cabstar-Leicht-Lkw, den ZF mit einem Hyb- rid-Triebstrang ergänzte. Dabei wurden eine Motor-/Genera- tor-Einheit, ein automatisiertes Schaltgetriebe („iTronic“) mit automatisierter Kupplung und die dazugehörige Steuerelektronik mit dem Dieselaggregat des Nissan kombiniert. Die dritte Ausbaustufe reali- sierte ZF zusammen mit MAN. Dabei handelt es sich um einen Hybrid-Triebstrang in einem MANTGL-12-Tonner,wiederum mit den standardisierten Kom- ponenten von ZF. Nur mit dem Unterschied, dass dieses Konzept statt einer Kupplung mit einem ELEKTRODYNAMISCHEN ANFAHRELEMENT,kurz:EDA, ausgestattet ist. Technisch beruht das Hyb- ridkonzept mit EDA darauf, dass hier die E-Maschine nicht direkt zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe angeordnet, son- dern über ein einstufiges Plane- tengetriebe angekoppelt wird. Es kommt jedoch mit sehr wenig Platz aus. So können im iden- tischen Bauraum eines Fahr- zeugtyps drei Antriebslösungen umgesetzt werden: sowohl ein konventioneller Antriebsstrang mit manuellem Getriebe, mit auto- matisiertem AS-Tronic-Getriebe plus Anfahrkupplung oder ein Hy- brid-System mit EDA. Der Clou, die Kupplung gleich durch den Elektromotor zu erset- zen, ist technisch sehr elegant und nur konsequent: Schließlich eig- net sich kaum ein anderes Aggregat besser, eine schwere Lkw-Fuhre in Gang zu bringen, als der E-Motor. Sein enormes Drehmoment ist praktisch mit dem Einschaltimpuls zu hundert Prozent da. Der Elek- tromotor lässt sich damit – bei entsprechend intelligenter Steuerung – wie eine äußerst feinfühlige Kupplung, mit den Eigenschaften eines Drehmomentwandlers, einsetzen. Anwendungen, die extrem nied- rige Fahrgeschwindigkeiten erfordern, wie im kommunalen Einsatz oder bei der Müllentsorgung, sind damit sehr verschleißarm und vor allem leise für die Umwelt realisierbar. Einen sehr eigenständigen Weg zum Hybrid-Lkw verfolgt Volvo. Die Schweden haben bislang den schwersten Hybrid-Verteiler-Lkw im Versuchseinsatz. Der zweiachsige Solo-Lkw aus der mittelschweren FM-Reihe verfügt ebenfalls über einen Parallel-Hybrid und kommt mit einem kleineren als dem sonst üblichen Dieselmotor aus. Dieses DOWNSIZING des all- fälligen Dieselaggregats ist üb- rigens ein Kernpunkt moder- ner Hybridsysteme. Schließlich trägt beim Parallel-Hybrid der E-Motor dazu bei, kurzfristig erforderliche Spitzenleistungen abzudecken. Diese Verstärker- funktion („Booster“) erlaubt deutlich kleinere Dieselmoto- ren. Und das spart wiederum Gewicht und Verbrauch. Da auch der Volvo-Versuchs- träger, aufgebaut als Müll-Sam- melwagen, innerstädtische Wege rein elektrisch zurücklegen kön- nen soll, müssen alle Periphe- rie-Aggregate, die üblicherweise vom Verbrennungsmotor ange- trieben werden, ebenfalls elek- trisch angetrieben sein. Sonst fallen Lenkpumpe, Druckluft- Kompressor, Ölpumpe, Kraftstoffpumpe und Nebenabtrieb im reinen Elektromodus aus. Dies bedeutet einen beträchtlichen Aufwand, der den Stromverbrauch im Elektrobetrieb in die Höhe treibt und wäh- rend der Überlandpassagen im Betrieb mit Dieselmotor wieder durch Ladearbeit kompensiert werden muss. Die Tatsache, dass zum Beispiel Mercedes bei seinem Hybrid-Sprin- ter bereits eine Plug-in genannte STECKDOSEN-AUFLADUNG rea- lisiert, zeigt die Problematik: Es ist keineswegs so, dass der elektrische Energiebedarf über den Arbeitstag eines Hybridverteilers ausschließ- 20 Ausgabe Zwei 2008 Technik 20 Ausgabe Zwei 2008 Das Beste aus zwei Technologien: Diesel- und Elektromotor Nutzung des hohen Drehmoments des Elektromotors zum Anfahren Nutzung des Wirkungsgrades des Dieselmotors für die Geschwindigkeit Kleinere Dieselmotoren notwendig Im Stillstand null Emissionen und Geräusche Erhebliches Einsparpotenzial für Kraftstoff und Schadstoffe Energieeffizienz und Praktikabilität durch Aufladen der Batterie beim Bremsen (Rekuperation) Kombination von Stop-and-go-Fähigkeit und Langstreckentauglichkeit