Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

trailer world Ausgabe Zwei 2008

Titel 8 Ausgabe Zwei 2008 Bei jedem Grand Prix wird ein Compu- ter-Netzwerk aufgebaut. Während die Wa- gen die Box unter vollem Einsatz passieren, werden die Telemetriedaten von über 150 Sensoren erfasst und in Sekundenbruchtei- len zurück an das Boxenteam gesendet. Eine ganze Mannschaft von Ingenieuren beob- achtet alle Kurven und Diagramme auf ihren Laptops. Insgesamt gut 40 Kilometer Kabel werden für die Stromversorgung und das IT- Netzwerk verlegt, hierfür sind 13 Techniker im Einsatz. Die detaillierte Überwachung des Autos auf der Strecke ist außerdem not- wendig, um den Fahrer vor unliebsamen Überraschungen zu bewahren und subjek- tive Eindrücke technisch zu unter- mauern. Vorbei sind allerdings die Zeiten, da ein Pilot jeden Fehler abstreiten konnte. Fahr- und Bedie- nungsfehler werden im Zeitalter der Hochtechnologie offensichtlicher denn je. Der Kopf des Ganzen und Chefkoordinator in der BMW-Box ist Willy Rampf, Technischer Di- rektor des BMW Sauber F1-Teams. Für eine perfekte Fahrwerksabstim- mung, Motoren- und Getriebeein- stellung analysieren Techniker und Fahrer die Fahrbahn, jede Kur- ve, jede Gerade, jede Bodenwelle. Drehzahl, Temperatur und andere Messdaten in Motor, Getriebe und weiteren Aggregaten, aber auch Fahr- werksbewegungen, Neigungswinkel und viele weitere messbare Größen werden akribisch ausgewertet. Auch die Biometriewerte des Fahrers spie- len hier eine entscheidende Rolle. So beträgt die Durchschnittstemperatur im Cockpit während des Rennens ca. 50 Grad Celsius, der Fahrer verliert etwa zwei Kilo Körperge- wicht, der Pulsschlag ist höher als bei einem Marathonläufer. Boxenchef Rampf gibt sich kurz vor dem Halbzeitrennen der laufenden Saison im englischen Silverstone zuversichtlich: „Wir haben beim Test in Silverstone einige inte- ressante Erkenntnisse gewonnen. Wer hier eine schnelle Runde fahren will, braucht ein Auto mit sehr guter aerodynamischer Balance. Die Strecke wird durch die vielen mittelschnellen und schnellen Kurven ge- prägt, aus denen die Piloten möglichst viel Tempo mitnehmen müssen. Der Strecken- belag ist recht rau, was die Reifen entspre- chend stark beansprucht. Deshalb kommen hier die härtesten Mischungen zum Einsatz.“ Rampf steht während des Qualifying und während des Rennens jeden Moment unter Strom. Unter enormem Zeitdruck werden ihm Entscheidungen abverlangt, die über al- les oder nichts bestimmen können. Er koordiniert nicht nur das Boxenteam, er ist auch für die Bestände an Ersatzteilen und technischer Ausrüstung, die für jedes Rennen entsprechend den örtlichen Gege- benheiten unterschiedlich sind, verantwort- lich. Zum Abstimmen der einzelnen Gänge auf die jeweilige Rennstrecke kann aus mehr als 50 verschiedenen Übersetzungsstufen ge- wählt werden. Mindestens acht Arbeitsstunden benötigt das Team nach einem Rennen zum Zerle- gen eines Fahrzeugs, für die Überprüfung bzw. den Austausch einzelner Komponenten und den erneuten Zusammenbau, alleine die Montage des BMW-P86/8-Motors erfordert rund 120 Arbeitsstunden. Dieser besteht aus rund 1.100 verschiedenen Einzelteilen, mit Komponenten sind es insgesamt rund 5.000 Teile. Die meisten müssen ständig auf Lager sein. Wenn das Auto im Training oder Qualifying zur Box zurückkehrt, wer- den Ölproben entnommen und in der Box einer Spektrometeruntersuchung unterzo- gen. Die metallischen Spuren im Öl liefern wichtige Informationen über den Motor- zustand. Auch das Renngetriebe unterliegt höchsten Beanspruchungen und wird mit höchster Präzision gefertigt und gewartet. Die Montage eines neuen Getriebes dauert rund 40 Arbeitsstunden. Kein Wunder, denn mit der dazugehörigen Hydraulik besteht es aus ca. 1.500 Teilen. Für Prüfstandsversuche sowie Test- und Renneinsätze werden etwa 20 Getriebe gebaut, die mehrmals überholt werden. Die Öltemperatur innerhalb des Getriebes beträgt bis zu 150 Grad Celsius. Bei einem Schaltvorgang wird innerhalb von 0,004 Sekunden der Gang herausgenommen, wäh- rend der neue bereits eingelegt ist. Ein Augenzwinkern dauert fünfzig Mal länger. Innovative Lager mit keramischen Wälzkörpern führen die Wellen im Getriebe mit einem Minimum an Öl. Zahlreiche technische Entwick- lungen wie etwa der Einsatz hochhit- zefester Keramik ermöglichen es den Formel-1-Teams, die Leistung ih- rer Boliden zu verbessern, und dies in einem Ausmaß, dass die Wagen heutzutage ohne Notebook-Com- puter nicht einmal mehr gestartet werden können. Eine hochgerüstete IT-Infrastruktur bietet den Renn- ställen die Basis für die fortlaufende Entwicklung der Rennwagen und garantiert rechtzeitige und präzise Informa- tionen und Daten, die für die Teamleistung entscheidend sind. Bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in ca. 2,6 Sekunden, auf 200 km/h in 5,2 Sekunden sind die Verzögerungswerte von 200 auf 0 in 2 Sekunden oder 55 Metern wahrlich atemberaubend. Während solcher extremen Bremsmanöver wirken auf den Fahrer Kräfte wie beim Start eines Space- shuttles ein. Die Karbon-Bremsscheiben und -Beläge fühlen sich bei 550-650 Grad wohl, beim Bremsen erreichen sie mehr als 1.000 Grad Celsius. Wehe, wenn während des Rennens eine Bremszange oder ein »Die Karbon-Bremsscheiben erreichen beim Bremsen mehr als 1.000 Grad Celsius. Während des Rennens müssen die glühenden Bremsen mit Stickstoff herabgekühlt werden, ehe sie ausgewechselt werden können.« Willy Rampf, Technischer Direktor des BMW Sauber F1-Teams

Pages