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trailer world Ausgabe Eins 2010

Türkische Spediteure gründeten zur Zeit des Balkan- Krieges mit U.N Ro-Ro eine eigene Fährlinie nach Italien. Eine Erfolgsgeschichte.

22      Ausgabe Eins 2010 Die Ladeluke der UN Akdeniz ist weit geöffnet. Emsig ziehen die kräftigen Zugmaschinen Mafi 1, 2 und 4 Auflieger von türkischen und internationalen Spe- diteuren in den Schiffsbauch hinein. Nach vier Stunden harter Arbeit wird das Schiff des türkischen Betreibers U.N Ro-Ro um 8 Uhr abends vom unternehmenseigenen Hafen in Pendik über das Marmara-Meer aufbrechen. Es wird durch die Dardanel- len ins Mittelmeer fahren und zuletzt die Adria erreichen, um nach 58 Stunden im italienischen Hafen von Triest anzulegen. „Heute ist ein eher mittelmäßiger Tag“, er- klärt Özcan Mimir, Hafenmanager von Pen- dik, als er über den Parkplatz geht. Voll ist es nicht. Für den Tag erwartet Mimir rund 150 Auflieger, vielleicht kommen auch et- was mehr. An anderen Tagen sei das Gelän- de, das über 530 Stellplätze verfügt, voll. Am Haupteingang müssen die Lkw durch den Zoll, dann zur Kontrolle der Ladung und des Gewichts. Anschließend dürfen sie steuerfrei tanken, bevor sie verladen werden. Die Strecke, die die Türkei und Italien verbindet, existiert seit 1994. Damals hatten 48 türkische Spediteure der Internationalen Transporteursvereinigung (UND) überlegt, wie sie das kriegsgeschüttelte Jugoslawien umfahren könnten. Die alternativen Land- routen nach Europa über Rumänien, Bulga- rien, Ungarn und Österreich oder Tschechien waren zwar nicht gekappt, doch waren die Straßen oft schlecht, die Grenzprozeduren mühsam und die Waren nicht sicher. „Unsere Firma hatte damals die Idee, eine Ro-Ro-Verbindung zu schaffen“, sagt Serdar Sezen, Manager von Ünkar Internationa- le Transporte und Zolllager. Zunächst pro- bierten die Unternehmer eine Strecke zwi- schen Derince im Golf von Izmit und Triest aus. Doch der Platz reichte nicht, die Ro-Ro- Schiffe nahmen auch Passagiere mit und fuh- ren nur zweimal in der Woche. „Grundsätz- lich dachten wir aber, dass diese Route richtig ist“, erklärt Sezen und fügt hinzu: „Damals sind die Türkei und Europa Nachbarn ge- worden.“ Zunächst charterte die staatliche Tur- kish Cargo Lines zwei Schiffe, die Garantie übernahm der UND. Danach gründeten die Spediteure U.N Ro-Ro, die heute zu den er- folgreichsten Betreiberfirmen im ganzen Mit- telmeerraum zählt. „Wir haben rund 12.000 Kunden und im Frachtverkehr zwischen der Türkei und Westeuropa einen Marktanteil von etwa 36 Prozent“, sagt Cemil Bayülgen, Geschäftsführer von U.N Ro-Ro. Zu Anfang fuhren die Schiffe vom Istan- buler Hafen Haydarpasa auf der asiatischen Seite. Nach Investitionen in den Hafen von Pendik werden seit September 2005 rund 50 Prozent der Trailer dort verladen. Dreimal in der Woche legen Ro-Ro-Schiffe vom Istan- buler Hafen Ambarli auf der europäischen Seite sowie zweimal in der Woche vom Mit- telmeerhafen Mersin ab. 2007 hat die amerikanische Beteiligungs- gesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) U.N Ro-Ro für 910 Millionen Euro ge- kauft. Der UND ist nur noch mit einem Pro- zent beteiligt. Seit der Übernahme hat die Nach dem Krieg in Jugoslawien suchten Spediteure eine sichere Alternative zum Landweg und gründeten U.N Ro-Ro. Heute gehört der Betreiber zu den erfolgreichsten Firmen im Mittelmeerraum. Fotos:Skowronek Nachbarschaft per Ro-Ro-Verbindung Özcan Mimar, Hafenmanager von Pendik, ist für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. International

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