8 Ausgabe Eins 2010 Titel und die Infrastruktur vor Ort erst aufgebaut werden müssen und es auf jede Minute an- kommt. Private Logistikunternehmen können da- bei mit ihrem Know-how, ihren Mitarbeitern und Transportmitteln helfen. So hat DHL seit 2006 weltweit drei Disaster Response Teams (DRT) mit insgesamt 200 freiwilligen Mit- arbeitern eingerichtet. Sie sind in Singapur, Dubai und Miami angesiedelt. Von dort sind jene Regionen schnell erreichbar, in denen am häufigsten Naturkatastrophen stattfinden. Die Teams bestehen aus freiwilligen Logistik experten für Warenumschlag, Lagerhaus- und Bestandsmanagement oder Zollabfertigung. Im Fall einer Katastrophe können die Mitar- beiter innerhalb von 72 Stunden vor Ort ein- satzbereit sein. Nach dem Erdbeben in Haiti halfen die DRTs auf dem Flughafen von Santo Domingo als Bodenlogistiker dabei, die Hilfsgüter von kleineren NGOs und Hilfsagenturen geord- net zu entladen. Sie bauten ein Lager auf, von wo aus die Waren in Transporter verfrach- tet wurden. So sorgte das Team dafür, dass täglich über 100 Tonnen Hilfsgüter wie Was- ser, Medizin, Notnahrung und Zelte zu den Bedürftigen transportiert werden konnten, ohne dass die Flughafenflächen von herum- liegenden Kartons verstopft wurden. Das private Logistikunternehmen DHL ist mit seiner Unterstützung der humanitären Hilfe kein Einzelfall: Søren Christensen, der Leiter der Abteilung „Emergency & Relief Logistics“ beim Logistikunternehmen Kühne + Nagel, beobachtet seit einigen Jahren ein wachsendes Engagement privater Unterneh- men auf dem humanitären Sektor: „Der Tsu- nami hat die größten PR-Aktionen seit dem Zweiten Weltkrieg hervorgerufen“, sagt er. „Es ist seitdem für viele Unternehmen attrak- tiv, nach großen Katastrophen an vorderster Front aktiv zu sein.“ Gerade wenn internatio- nale Unternehmen in einem betroffenen Land bereits vertreten sind, erwarten viele Kunden und Mitarbeiter, dass sie sich engagieren. Hin- zu kommt der allgemeine Trend zu sozialem Engagement oder sogenannter „Corporate So- Die privatwirtschaftliche Krisenlogistik wächst Stadt in Trümmern. Oft beginnt die Arbeit der Krisenlogistiker mit dem Entsorgen von Trümmern. Fotos:picturealliance,DHL »Es ist schwer, bei perma- nentem Flug- lärm einzu- schlafen.« Chris Weeks, DHL Disaster Response Team